Zusammenfassung
In dem vorliegenden Text geht es darum, zu verstehen, dass und wie sich kognitive Neurowissenschaftler*innen zur Erklärung ihrer Befunde auf bestehende psychologische Theorien stützen. Unter Bezugnahme auf Freuds wissenschaftstheoretische Position wird gezeigt, dass dabei nicht klar zwischen dem, was empirisch festgestellt wurde, und dem, was spekulativ zur Ordnung an das Beobachtungsmaterial herangetragen wurde, unterschieden wird. Während Freud sich bewusst war, dass solche ‚metapsychologische Setzungen‘ durch die Beobachtungen, die sie ermöglichen, nicht zu ‚verifizieren‘ sind, tendieren Neurowissenschaftler*innen dazu, ihre aus Versatzstücken aus der psychologischen Theorie und aus weltanschaulichen Wertungen zusammengebastelten Vorannahmen als faktenbasiert auszugeben.
Abstract
This text aims at understanding the fact that—and how—cognitive neuroscientists rely on already existing psychological theories to explain their findings. Against the backdrop of Freud’s position on the philosophy of science, it is shown that there is no clear distinction between what has been empirically analysed and what has been speculatively applied to observational data for the purpose of organising it. While Freud was aware that such ‘meta-psychological positing’ cannot be ‘verified’ by the very observation that allow for them, neuroscientists tend to pass off their presuppositions that they eclectically piece together from psychological theory and evaluations drawn from their worldview as fact-based.
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Benetka, G. Freud als Neurowissenschaftler oder Ein Text, den mein Freund Hans Werbik gemocht hat. cult.psych. 2, 171–180 (2021). https://doi.org/10.1007/s43638-022-00035-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s43638-022-00035-1
Schlüsselwörter
- Psychoanalyse
- Kognitive Neurowissenschaften
- Psychoanalytische Psychologie
- Metapsychologie
- Neurowissenschaftliche Persönlichkeitstheorie