Zusammenfassung
Hintergrund
Die zunehmende Bedeutung von modernster Informations- und Kommunikationstechnik in der Produktion, die zunehmende Digitalisierung und intelligente Fertigungssteuerung als Merkmale von Industrie 4.0 stellen auch den Arbeits- und Gesundheitsschutz (AGS) vor neue Herausforderungen. Noch ist wenig bekannt, welche gesundheitlichen Folgen der technologische Wandel mit sich bringt.
Methodik
In 2 Unternehmen der Halbleiterindustrie (Hersteller, Zulieferer) wurden leifadengestützte Experteninterviews mit jeweils 7 Beschäftigten verschiedener Bereiche durchgeführt. Die transkribierten Interviews wurden mit MAXQDA ausgewertet und einer thematischen Analyse unterzogen.
Ergebnisse
Beide Unternehmen sind durch einen unterschiedlichen Stand der Technik gekennzeichnet, doch zeigt sich übergreifend, dass die Beschäftigten kontinuierlich Veränderungen ausgesetzt sind, die Anpassungsleistungen erforderlich machen. So sind Qualifizierungsmaßnahmen und steigende Anforderungen an die Beschäftigten ein wichtiges Thema.
Diskussion
Während körperlich schwere Arbeit zunehmend von Technik übernommen werden kann und damit an Bedeutung verliert, ergeben sich im Zusammenhang mit einem Zuwachs an Überwachungs- und Entscheidungserfordernissen eher psychische Belastungen. Die Gestaltung des AGS und die Schaffung gesundheitsförderlicher Arbeit müssen die Veränderungen von Belastungen genauso berücksichtigen wie das Weiterbestehen klassischer Gefährdungen.
Abstract
Background
The increasing importance of information and communication techniques and computerization in production (e. g. smart production control, cyberphysical systems) as well as increasing relevance of computerization in various industries, the fourth industrial revolution, result in new challenges for occupational health and safety. Little is as yet known about the health consequences of technological change.
Material and methods
In two companies in the semiconductor industry (manufacturer, component supplier), expert interviews were conducted with seven employees (per company) from different departments. The interviews were transcribed and qualitative thematic analyses were conducted using MAXQDA.
Results
The technical status of both companies differed with respect to the state of technology but there was an overall indication that the employees are constantly exposed to changes and transitions that require personal adjustments and modifications. Qualification measures, life-long learning and increasing cognitive demands on the employees are an important issue.
Conclusion
While the health impacts of physically demanding work decline as technology and automation takes on more and more physically demanding tasks, psychological burdens are arising due to increasing monitoring and decision-making requirements. Issues of occupational health and safety that foster health-promoting work must take into account new demands as well as the classical hazards.
Notes
Gefördert vom BMBF.
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S. Drössler, A. Steputat, G. Baranyi, D. Kämpf und A. Seidler geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission (AZ: EK 451102016) im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Personen liegt eine Einverständniserklärung vor.
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Drössler, S., Steputat, A., Baranyi, G. et al. Gesunde Arbeit in Pionierbranchen (GAP). Zbl Arbeitsmed 68, 146–150 (2018). https://doi.org/10.1007/s40664-017-0239-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s40664-017-0239-4
Schlüsselwörter
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Halbleiterindustrie
- Fallstudien
- Psychische und physische Belastungen
- Industrie 4.0