Für die Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen sind derzeit Methylphenidat (MPH), Lisdexamfetamindimesilat (LDX) und Atomoxetin (ATX) zugelassen. Zur konkreten Therapiewahl wies Dr. Carolin Zimmermann, niedergelassene Fachärztin für Neurologie und Nervenheilkunde aus München darauf hin, dass die Therapieentscheidung stets patientenindividuell unter Berücksichtigung der Anforderungen und Bedürfnisse des Betroffenen gefällt werden sollte. Ein weiteres Auswahlkriterium sei die gewünschte Wirkdauer.

Je nachdem könne eine Wirkdauer bei MPH von bis zu acht Stunden, bis zu zwölf Stunden (z. B. Kinecteen®) oder bis zu 16 Stunden (z. B. Medikinet® adult, zweimal tägliche Gabe) erzielt werden - in Abhängigkeit von den jeweiligen Anforderungen. Mit der regelmäßigen Gabe von ATX lasse sich eine dauerhafte Wirkung erzielen, was vor allem bei emotionaler Instabilität als Hauptsymptom sinnvoll sei. Zu beachten sei jedoch stets der jeweilige Zulassungsstatus des gewählten Medikaments.

Komorbiditäten sollten bei der Therapiewahl ebenfalls berücksichtigt werden. Denn häufig leiden Erwachsene mit ADHS auch unter Depressionen und Angststörungen [Hartman CA et al. Neurosci Biobehav Rev. 2023;151:105209], sodass entsprechende Symptome immer abgefragt werden sollten, sagte Zimmermann. Wenn nötig könnten Stimulanzien auch erfolgreich mit Antidepressiva kombiniert werden. Bei begleitenden Depressionen komme die zusätzliche Gabe von SNRI oder NDRI infrage - bei Angst oder somatoformer Störung am ehesten SSRI oder Trizyklika.

Symposium „Blickpunkt ADHS: ‚Perfect Match?!‘ Medikamentöse Therapie und DiGA“. DGPPN-Kongress 2023, 1.12.2023, Berlin; Veranstalter: Medice