Citius, altius, fortius - schneller, höher, weiter: Dieses Motto der Olympischen Spiele kann locker als Motto für die Diabetologie der letzten Jahre herhalten. In diesem Sinne ging auch das Jahr 2023 zu Ende: Mit Tirzepatid (Mounjaro®) kam der erste zugelassene Vertreter einer neuen Substanzklasse - der dualen Agonisten, auch Twinkretine genannt - auf den Markt. Dies nahmen wir zum Anlass, in der aktuellen Ausgabe von Info Diabetologie einen besonderen Fokus auf die Twin- und Trinkretine (Triagonisten) zu richten.

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Es scheint, als würde die Fackel auch im Bereich der diabetologischen Forschung weitergereicht: In den letzten Jahren haben neue Substanzen mit Höchstleistungen brilliert.

Tirzepatid - der Gamechanger in der Diabetestherapie?

Dr. med. Monica Negrean erläutert in ihrem Artikel die Physiologie der Inkretin-Hormone GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Peptid) und GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) sowie die Wirkung des dualen GLP-1- und GIP-Rezeptor-Agonisten Tirzepatid. Die umfangreichen klinischen Daten des SURPASS-Studienprogramms (SURPASS-1 bis -5) zeigen die Wirksamkeit dieses Präparates im Vergleich zu Placebo sowie zu Semaglutid, Insulin degludec und Insulin glargin in einmal wöchentlicher subkutaner Dosierung von 5 mg, 10 mg bzw. 15 mg. Die Therapie erfolgte in Monotherapie und in Kombinationen, u. a. mit Metformin, SGLT-2-Inhibitoren, Sulfonylharnstoffen oder Insulin glargin.

Tirzepatid führte allein oder in diversen Kombinationen zu einer deutlichen Verbesserung der glykämischen Kontrolle (HbA1c-Reduktion bis zu -2,5 % in der Maximaldosierung), ebenso zu einer relevanten Gewichtsabnahme (bis zu -13 % des Ausgangskörpergewichts) - und das bei guter Verträglichkeit ähnlich wie bei den GLP-1-Rezeptor-Agonisten.

Twin- und Trinkretine: Balanceakt zwischen Diabetes und Adipositas?

In diesem Artikel wird die Physiologie der postprandialen Insulinsekretion vertieft. Außerdem verdeutlicht er die Veränderungen im Rahmen des Diabetes mellitus und präsentiert die existierenden Ansatzprinzipien für die Therapie. Der Wissenschaft ist es in den letzten Jahren gelungen, Moleküle zu kreieren, die nicht nur einen, sondern zwei oder sogar drei unterschiedliche Inkretin-Rezeptoren aktivieren (Mono-Agonisten, duale Agonisten und Tri-Agonisten). Das ist so, als ob man statt einem ganzen Schlüsselbund nur einen Schlüssel in der Hand hält, der unterschiedliche Türen öffnen kann. Die Effekte, die man mit solchen Substanzen erzielen kann, stimmen optimistisch, dass wir uns tatsächlich der pathogenetischen Therapie des Typ-2-Diabetes mellitus immer mehr nähern. Ebenfalls vielversprechend sind die Effekte auf das Gewicht, was den Einsatz auch im Bereich der Adipositastherapie interessant macht. Dass diese „duale“ Indikation auch mit Nachteilen verbunden ist, hat uns die aktuelle Knappheit der GLP-1-Rezeptor-Agonisten vor Augen geführt.

Die umfangreiche Produktpipeline einiger Firmen, die in diesem Artikel präsentiert wird, lässt hoffen, dass in den nächsten Jahren sogar noch weitere adäquate Therapieoptionen für den Typ-2-Diabetes mellitus zur Verfügung gestellt werden.

Was tun, wenn sich der Patient der Therapie entzieht?

Diese Kasuistik, präsentiert von Prof. Karsten Müssig und kommentiert von Prof. Matthias Graw, stellt auf sehr anschauliche Weise die Komplexität unseres täglichen Tuns vor, bei dem nicht nur die Entscheidung für die richtige Therapie zählt, sondern auch die persönlichen und psychologischen Aspekte des Patienten eine Rolle spielen. Das alles ist dann auch noch im Kontext der rechtlichen Aspekte zu beurteilen. Hier ist es oft nicht einfach, unser Gewissen, die rechtlichen Möglichkeiten sowie den Daten- und Personenschutz miteinander in Einklang zu bringen - in vielen Fällen macht es uns die Gesetzgebung nicht leicht. Auf jeden Fall müssen unsere Entscheidungen von Fall zu Fall abgewogen werden: Es gibt keine universelle Therapie des Diabetes, es gibt nur eine Therapie des einzelnen Patienten mit Diabetes mellitus.

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PD Dr. med. Ovidiu Alin Stirban

Chefarzt Diabetesklinik

Asklepios Klinik Birkenwerder

Hubertusstraße 12-22, 16547 Birkenwerder

a.stirban@asklepios.com