Die medikamentöse und interventionelle Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat auch im zurückliegenden Jahr erhebliche Fortschritte gemacht. Vor uns liegt nun die Herausforderung, die vielen Erkenntnisse für die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen. Auf wichtigen Indikationsgebieten der Kardiologie finden Sie in dieser Ausgabe von CardioVasc interessante klinische Ratgeber.

Indikationen für Inkretin-Mimetika

Nachdem die letzten drei Jahre den Durchbruch der Sodium-dependent glucose transporter 2(SGLT-2)-Hemmer in der Therapie der Herz- und Niereninsuffizienz hatten, ziehen nun die Glucagon-like peptide-1(GLP-1)-Rezeptoragonisten nach. Das Team von Dr. Florian Kahles aus dem Universitätsklinikum Aachen beleuchtet in einem klinisch äußert relevanten Artikel die Einsatzmöglichkeiten der GLP-1-Rezeptoragonisten bei kardiologischen Patienten. Dabei stellt sich die Frage, ob in Zukunft diese Medikamente über die Therapie von Diabetes mellitus und Adipositas hinaus gezielte Indikationsgebiete in der Kardiologie erlangen werden.

Vorhofohrverschluss und Ballon-Angioplastie

Eine pharmakologische Therapie zu ersetzen ist Ziel des perkutanen Vorhofohrverschlusses bei Patienten mit Vorhofflimmern und Risiko für einen Schlaganfall. Viele unserer Patienten mit Vorhofflimmern zeigen eine Anämie, so dass sich die Frage stellt, ob der Verzicht auf die Antikoagulation einen klinischen Vorteil bringt. Die rasante technologische Entwicklung des Vorhofohrverschlusses erlaubt nun mit verschiedenen Devices eine Blutverdünnung zu ersetzen. Welche Indikationsgebiete und Risiken dabei bestehen, beschreiben Dr. Tobias Rheude und Koautoren in einer hochinformativen Übersichtsarbeit.

Eine gewisse Renaissance erleben die medikamentenbeschichteten Ballons. Nachdem einige Arbeiten zeigen konnten, dass nicht unbedingt jede Koronarläsion von einer Stentimplantation profitiert, stellt sich die Frage, bei welchen Patienten ein medikamentenbeschichteter Ballon gleichwertig oder gar besser als der Stent ist. Die hierzu in den letzten Jahren erzielten Ergebnisse aus einer Vielzahl von klinischen Studien und Registern haben Dr. Tobias Koch und Prof. Sebastian Kufner für Sie in einem Review-Artikel zusammengestellt.

Diskussion um Nutzen von Screening

Ein kontroverses Thema wird von Prof. Scherer, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), sowie von Frau Dr. Sanin aus dem Deutschen Herzzentrum München diskutiert. Dabei geht es um die Frage, ob ein Screening für die genetischen Ursachen der familiären Hypercholesterinämie nutzbringend ist. In der Tat hat das Bundesministerium für Gesundheit die wissenschaftlichen Ergebnisse zu der präventiven Behandlung einer genetisch induzierten Hypercholesterinämie zum Anlass genommen, ein Screening-Programm für diese risikobehaftete Störung im Cholesterinstoffwechsel zu diskutieren. Welche Argumente dabei ausgetauscht werden, können Sie in der Pro- und Kontra-Diskussion nachlesen.

Ich hoffe, die vielen klinisch relevanten Beiträge in dieser Ausgabe der CardioVasc helfen auch Ihnen bei der Entscheidungsfindung in der Behandlung Ihrer Patienten. So wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

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Prof. Dr. med. Heribert Schunkert Deutsches Herzzentrum München, Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Technische Universität München