Nach einer Hüft- oder Kniegelenkersatzoperation ist für Frauen mit früherer Brustkrebsdiagnose offenbar das Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre zu sterben, nicht höher als für Patientinnen ohne diese Erkrankung. Allerdings muss mit deutlich mehr intraoperativen Frakturen und venösen Thromboembolien gerechnet werden, zumindest beim Hüftgelenk.

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Die Frage nach einer Brustkrebserkrankung in der Vorgeschichte sollte laut einer neuen Studie in die Planung einer Endoprothesenoperation miteingehen.

Brustkrebsüberlebende bringen spezielle nicht beeinflussbare Risikofaktoren mit, welche die Erfolgsaussichten einer Endoprothesenoperation gefährden können. Neben einer eingeschränkten Knochengesundheit spielt etwa die Hyperkoagulabilität bei dieser Klientel eine Rolle. Doch Daten zum kurz- und langfristigen Outcome nach Hüft- oder Kniegelenkersatz sind bislang rar.

Aktuelle Zahlen zu Mortalität, Standzeiten, Komplikationen und klinischem Outcome präsentierten kürzlich Forschende aus den USA. Sie hatten das Gelenkendoprothesen-Register der Mayo Clinic nach Patientinnen gescreent, die sich eine Knie- oder Hüfttotalendoprothese (TEP) haben implantieren lassen. Den rund 420 beziehungsweise 540 Brustkrebsüberlebenden mit Hüft- oder Knie-TEP wurden im Verhältnis 1:1 Patientinnen gegenübergestellt, die hinsichtlich Alter, Body-Mass-Index, operiertem Gelenk und Zeitpunkt des Eingriffes vergleichbar waren.

Für das Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre nach dem Eingriff zu sterben, machte es keinen Unterschied, ob in der Vorgeschichte eine Brustkrebserkrankung dokumentiert war oder nicht. Die Fünfjahres-Überlebensraten der Brustkrebspatientinnen gaben die Forschenden mit 92 % nach einer Hüft- und 94 % nach einer Knie-TEP-Operation an. Ebenfalls vergleichbar waren die Standzeiten, beurteilt anhand der Fünfjahres-Überlebensraten der implantierten TEP, und auch beim klinischen Outcome - objektiviert mittels Harris Hip Score (HHS) und Knee Society Score (KSS) - schnitten Frauen mit und ohne Brustkrebs ähnlich gut ab.

Mit einer Brustkrebserkrankung in der Vorgeschichte verdoppelte sich das Komplikationsrisiko bei Implantation eines Hüftgelenksersatzes, vor allem intraoperative Frakturen (2,4 % vs. 1,4 %) und venöse Thromboembolien (1,4 % vs. 0,5 %) wurden häufiger beobachtet. Für die Kniegelenkersatzoperation fand sich ein solcher Zusammenhang nicht.

Fazit: Zu wissen, ob eine Patientin Brustkrebs hatte, sei aus Sicht der Expertinnen und Experten ein entscheidender Aspekt für die klinische Entscheidungsfindung und Operationsplanung. Denn auch wenn eine Brustkrebserkrankung in der Vorgeschichte das Mortalitätsrisiko nach Gelenkersatzoperation nicht erhöht, müsse das gut doppelt so hohe Risiko für intraoperative Frakturen und venöse Thromboembolien bei Brustkrebsüberlebenden unbedingt berücksichtigt werden.

Ledford CK et al. Do breast cancer patients have increased risk of complications after primary total hip and total knee arthroplasty? Bone Joint J. 2024;106-B(4):365-71