Wie in vielen Bereichen der Orthopädie kam es auch auf dem Gebiet der Hüftendoprothetik während der vergangenen zwei Jahrzehnte zu einer deutlichen Weiterentwicklung. Neuerungen gab es sowohl bei den Operationstechniken als auch bei den verwendeten Implantaten. Das meiste davon ist als positiv zu bewerten.

Bei den Operationstechniken sind als „Tops“ vor allem die minimalinvasiven Zugänge zu erwähnen. Am Anfang dieser Entwicklung bestand noch der Irrglaube, dass dabei ein möglichst kleiner Hautschnitt anzustreben sei. Dies führte zwar zu einem besseren kosmetischen Ergebnis, das dem Patienten zugefügte Muskeltrauma war aber gleich stark oder sogar noch stärker ausgeprägt als bei herkömmlichen Operationstechniken. Heute hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass vor allem ein muskelschonendes Vorgehen entscheidend ist. Dementsprechend werden minimal invasive Zugänge immer häufiger verwendet.

Auch bei den Implantaten sind die meisten Entwicklungen durchaus als „Tops“ zu werten. Vor allem bei den Gleitpaarungen konnten materialtechnische Neuerungen wie das Crosslinking oder die Integration von Vitamin E den Abrieb des Polyethylens reduzieren und somit die Standzeiten der Prothesen verbessern.

Des Weiteren konnte das Einbringen von Zirkoniumoxid in die Keramik bei Keramik-Keramik-Gleitpaarungen die Bruchrate deutlich reduzieren und damit auch die Patientensicherheit erhöhen.

Neben den materialtechnischen Errungenschaften wurden auch die Designs der Implantate kontinuierlich weiterentwickelt. Auch wenn es einzelne Modelle schon seit über 20 Jahren gibt, sind hier vor allem die Kurzschaftprothesen zu nennen, da sich dieser Prothesentyp erst im letzten Jahrzehnt besonders zur Versorgung jüngerer Patienten richtig durchgesetzt hat. Vor allem die neueren Modelle konnten die Standzeiten herkömmlicher zementfreier Schäfte erreichen; im Fall einer erforderlichen Revision zeigt sich zunehmend der Vorteil des geringeren Knochenverlusts.

Wenngleich bei den Entwicklungen und Veränderungen der zurückliegenden 20 Jahre die „Tops“ überwiegen, sollten auch einige „Flops“ an dieser Stelle erwähnt werden. Hier ist als Erstes die Roboter-assistierte Implantation von Prothesenschäften, zum Beispiel mit dem „Robodoc“-System zu nennen. Nach einem anfänglichen Hype mit viel Werbung und Marketing mussten diese Systeme aufgrund sehr hoher Komplikationsraten wieder vom Markt genommen werden.

Als weiterer „Flop“ sind die Kappenprothesen anzuführen. Auch diese Systeme wurden stark beworben und als „optimale Versorgung“ besonders für jüngere Patienten angepriesen. Allerdings zeigten die Daten nationaler Endoprothesenregister deutlich schlechtere Standzeiten, sodass dieser Prothesentyp heute fast nicht mehr verwendet wird. Ursächlich sind die Metall-Metall-Gleitpaarungen mit großem Durchmesser, die zu ungünstigen Abriebsverhalten mit Bildung von Pseudotumoren führen.

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Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Volker Jansson

© V. Jansson

Auch Standardprothesen mit Verwendung von Großkopf-Metall-Metall-Gleitpaarungen zeigten erhebliche Abriebprobleme. Dieser „Mega-Flop“ konnte im Australischen Prothesenregister entdeckt werden; die betroffenen Modelle wurden vom Markt genommen.

Die erwähnten „Flops“ zeigen aber auch eine weitere positive Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte im Bereich der Endoprothetik: Nationale Endoprothesenregister führen zu einer höheren Implantatsicherheit für die Patienten. Hier ist Deutschland durch Gründung des Deutschen Endoprothesenregisters (EPRD) auf einem guten Weg.