Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die dynamischen Entwicklungen in der Schulterendoprothetik haben in den letzten Jahren wegweisende Veränderungen mit sich gebracht. Insbesondere die Einführung der anatomischen schaftfreien Schulterprothetik hat zu einem bemerkenswerten Anstieg in den Implantationszahlen geführt und den traditionellen Humerusschaft bereits überholt. Die vergleichbaren Ergebnisse zur Langschaftprothese und systemimmanente Vorteile dieser Technologie haben dazu geführt, dass viele Schulterchirurgen diesen Weg eingeschlagen haben.

Die allgemeinen Implantationszahlen entwickeln sich deutlich zu Gunsten der inversen Prothese. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass auch hier schaftfreie Prothesensysteme entwickelt werden. Inwieweit sie vergleichbare Ergebnisse zu den inversen Langschaftprothesen aufweisen, ist durch entsprechende Studien mit mittel- bzw. langfristigem Verlauf zu untersuchen.

Grund genug, der schaftfreien Schulterendoprothese ein eigenes Themenheft der Zeitschrift Obere Extremität zu widmen.

Das Themenheft beginnt mit einer umfassenden Übersicht von Bülhoff et al. über verschiedene schaftfreie Prothesendesigns in der Schulterendoprothetik und deren Auswirkungen auf die Stabilität des Gelenks. Dieser Artikel beleuchtet die Vielfalt dieser Designs und diskutiert, wie sie die funktionelle Stabilität beeinflussen.

Die weiteren Beiträge rücken die klinischen Ergebnisse in den Fokus. Im ersten Übersichtsartikel stellen Kiriazis et al. die schaftfreie anatomische Schulterprothese und ihre Ergebnisse vor, indem sie einen detaillierten Einblick in chirurgische Überlegungen und klinische Ergebnisse geben und potenzielle Vorteile hervorheben.

Die zweite umfassende Übersicht präsentiert die inverse schaftfreie Schulterprothese. Hier beleuchten Krifter u. Schoch deren Möglichkeiten und Grenzen und geben Einblicke in die speziellen Herausforderungen dieses innovativen Ansatzes.

Da die schaftfreie Prothetik v. a. für „junge“ Patienten relevant ist, widmen sich Rosso et al. in einem Artikel mit der Rückkehr zur sportlichen Aktivität nach einer schaftfreien Schulterprothese und beleuchten verschiedene sportliche Aktivitäten, die möglich sind.

Besonders erwähnenswert ist die englischsprachige Originalstudie „Mid-term results (4–8 years) of the stemless Simpliciti shoulder system“. Die Kollegen aus Würzburg um Benjamin Barth präsentieren mittelfristige Ergebnisse dieses schaftfreien Systems und zeigen ihre guten Standzeiten auf.

Das Themenheft wird durch eine Technical Note von Stephanie Geyer und Schoch zur Implantation einer schaftfreien inversen Schulterendoprothese mit subscapularisschonendem Zugang abgerundet. Diese detaillierte Anleitung bietet einen Einblick in die operative Technik und gibt wertvolle Hinweise für Chirurgen, die diese Methode anwenden möchten.

Diese Ausgabe der Zeitschrift Obere Extremität soll dazu beitragen, das Verständnis für schaftfreie Schulterprothetik zu vertiefen, die klinische Praxis zu bereichern und die Diskussion über die Weiterentwicklung dieses vielversprechenden Bereichs voranzutreiben. Wir danken allen Autoren für ihre wertvollen Beiträge und wünschen unseren Leser(inn)en eine informative und inspirierende Lektüre.

Wir verbleiben mit „Spare the canal“,

Dr. Christian Schoch, Prof. Felix Zeifang