Transformation der politischen Öffentlichkeit? Der Einfluss von Plattformen auf das gesellschaftliche Vermittlungssystem

Zusammenfassung

Journalismus und publizistische Medien haben lange Zeit Öffentlichkeit hergestellt, waren ein wesentlicher Teil der Kommunikationsinfrastruktur. Mit dem Aufkommen von Online-Plattformen hat sich ein hybrides Mediensystem etabliert. Plattformen haben sich zu einem relevanten Machtfaktor in der (politischen) Öffentlichkeit entwickelt und einen Transformationsprozess im publizistischen Mediensystem ausgelöst. Der Beitrag zeigt, wie publizistische Medien und Journalismus Öffentlichkeit institutionalisiert haben und wie Plattformen die Akteurskonstellation und die kommunikative Infrastruktur verändern. Der Transformationsprozess führt zu Ordnungskonflikten und zum Bedeutungsverlust der publizistischen Medien, die sich den Plattformlogiken anpassen. Sind Fragmentierung, Abschottung oder miteinander konkurrierende Öffentlichkeiten die Folge? Gesellschaftliche Vermittlung kann nur gelingen, wenn relevante Themen öffentlich diskutiert werden und unterschiedliche Interessen im Meinungsbildungsprozess integriert werden. Publizistische Medien, insbesondere der Rundfunk, wurden reguliert, um diesen Meinungsbildungsprozess zu strukturieren. Plattformen wollen zwar keine Medien sein, aber funktional sind sie ein wichtiger Teil der demokratierelevanten Kommunikationsinfrastruktur. Damit unter den Bedingungen der Plattformisierung der gesellschaftlichen Kommunikation Sichtbarkeit, informationelle Teilhabe und Einbezug gesichert werden kann, sind regulative Vorgaben notwendig.

Abstract

Journalism and the traditional media established the public sphere as a social communication infrastructure. Social media platforms are now part of this communication infrastructure and have triggered a transformation process. We show how journalism and traditional media have institutionalized the public sphere and point out the consequences of the ongoing transformation. We address the fact that traditional media are losing their relevance and trying to adapt to platform logic. Are we facing consequences such as societal fragmentation, isolation, or a variety of public spheres that compete for societal relevance? Journalism and the media ensured that various opinions were publicly discussed, and people were able to follow the political opinion formation process. In Germany, public broadcasting has been regulated by the state to structure this process, and democracy has relied on that communication structure. Social media platforms do not want to be media in that sense, but they have become a major player in the public sphere. We argue that platform regulation is mandatory to ensure that relevant actors and issues are publicly visible and, consequently, to enable people to participate in society.