Annäherungen an ein dynamisches Verständnis von Erinnern und Vergessen

Zusammenfassung

Grundlage dieses Beitrags ist ein Vortrag auf der 10. Deutschsprachigen Internationalen Psychoanalytischen Tagung (DIPsaT) in Leipzig im Oktober 2022. Anhand des durch die Einladung zu jenem Vortrag ausgelösten eigenen persönlichen – nicht privaten – Erinnerungsstroms werden zunächst wesentliche Aspekte eines dynamischen Erinnerns (und Vergessens) veranschaulicht. Anschließend wird die analytische Arbeit mit einem Patienten „ohne Erinnerung“ beschrieben. Mithilfe der Konzepte der Reverie von Bion sowie der transformatorischen Regredienz nach Botella und Botella gelingt es dabei, die Bedeutsamkeit der unbewussten Arbeit der Figurabilität bei der zeitweisen Regression der Analytikerin für einen Behandlungsfortschritt herauszustellen.

Abstract

This article is based on a lecture given at the 10th German-speaking International Psychoanalytical Congress (DIPsaT) in Leipzig in October 2022. First, essential aspects of a dynamic remembering (and forgetting) are illustrated by means of a personal, not private, memory flow triggered by the invitation to give the lecture. In a second part, the analytical work with a male patient “with no memory” is described. Using the concepts of reverie according to Bion and transformational regredience according to Botella and Botella, the significance of unconscious work of figurability in the temporary regression of the analyst for a treatment progress is highlighted.