Sehr geehrter Herr Kollege,

wie Sie wissen, ist unser diagnostisches und therapeutisches Vorgehen im deutschsprachigen Raum ein völlig anderes und unsere Lehrer - in meinem Fall Prof. Dietrich Plester in Tübingen - haben uns gelehrt, den Gesamtzusammenhang zwischen Nasenatmung, Atmung, Adenoiden, Tonsillen, Allergie etc. und Paukenerguss bzw. Otitis media zu verstehen und zu behandeln. Der Einfluss von "behinderter Nasenatmung" auf den Paukenerguss und die Otitis media wird ja bei uns seit Jahrzehnten - siehe Kontrolle des Nasenrachens, der Nase, allergologische Abklärung etc. - systematisch geprüft. Aus unserer Sicht ist die Studie schon vom Ansatz her kritisch zu bewerten und stellt nicht die richtigen Fragen. Dennoch ist das für uns offensichtlich erscheinende scheinbar für die Kollegen in Nordamerika nicht so eindeutig.

In Studien zu den bei uns aktuellen Fragen könnte z. B. untersucht werden, in welchen Fällen die Nasenrachenkontrolle/Adenotomie mit einer Tonsillotomie und einer Ohrinspektion/Parazentese/Paukenröhrcheneinbringung kombiniert werden sollte. Größere mitteleuropäische Studien zu diesem sehr relevanten Thema sind mir derzeit nicht geläufig. Klinisch ist bei extremer Tonsillenhyperplasie die Kombination Adenotomie/Tonsillotomie und Parazentese/Paukenröhrchen sehr erfolgreich, die jeweilige Studienlage bezieht sich aber meistens bzw. oft auf die Aspekte des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms bei diesen Kindern. Ein derzeit sehr wichtiger Aspekt ist die Frage nach ambulanter Tonsillotomie besonders im ländlichen Raum, die Kassen wünschen dies, bei längeren Fahrtzeiten etc. ist dies aber aus meiner Sicht ggf. sehr gefährlich.