Zusammenfassung.
In einem Modellversuch wurde unter praxisnahen landwirtschaftlichen Bedingungen untersucht, ob Nutzpflanzen Antibiotika aus Böden aufnehmen, die zuvor mit belasteter Gülle gedüngt worden sind. Dazu wurden Ferkel mit Sulfadiazin (SFD), Trimethoprim (TMP) und Chlortetracyclin (CTC) oral medikamentiert, um kontrolliert Arzneistoff-belastete Schweinegülle zu erhalten. Die Gülle aus 2 Medikationen wurde ca. 8 Monate gelagert und dann zur Düngung der Aussaat von Feldsalat und Winterweizen auf Versuchsparzellen ausgebracht. Während der Lagerung waren CTC und SFD nur bis zu 50–60% abbaubar, daher wurden auf die Felder z.T. erhebliche Antibiotikafrachten ausgetragen (176–284 mg CTC/m2 und 557–922 mg SFD/m2). Bodenproben wurden in unterschiedlichen Horizonten sowie Pfl anzenproben in verschiedenen Wachstumsstadien bis zur Beerntung genommen und analysiert. In Extrakten der oberen Bodenhorizonte (0–25 cm), die nach der ersten Güllebeaufschlagung der Versuchsfelder beprobt wurden, sind SFD (90 μg/kg TM) und CTC (bestimmt als iso-/epi-iso-CTC-Summenparameter: max. 240 μg/kg TM) nachgewiesen worden, aber nicht in tieferen Schichten bis zu 60 cm. In Parzellen, die zweimal organisch gedüngt worden waren, traten die höchsten Belastungen auf. Nach 3 Monaten lagen nur noch Antibiotikagehalte von ca. 10–20 μg/kg TM vor.
Feldsalat und Winterweizen haben aus den organisch gedüngten Böden Antibiotika über die Wurzel aufgenommen. Bei den Getreidepflanzen war die zeitliche Veränderung der SFD/CTC-Gehalte in Wurzeln (max. 0,5–1 mg/kg Trockenmasse) und Grünanteilen bis zur Erntereife verfolgbar. Im Korn von zweimalig beaufschlagten Feldern wurden an CTC ~44 μg/kg Frischgewicht nachgewiesen, was als Hinweis auf einen möglichen Eintragspfad von Antibiotika-Rückständen aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung in pflanzliche Lebens- und Futtermittel angesehen werden kann
Abbreviations
- anhydro-CTC:
-
Anhydrochlortetracyclin
- BFEL:
-
Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel
- BG:
-
Bestimmungsgrenze
- CTC:
-
Chlortetracyclin
- EDTA:
-
Ethylendiamintetraacetic acid
- enol-epi-CTC:
-
Enolform des epi-Chlortetracyclins
- epi-CTC:
-
epi-Chlortetracyclin
- epi-iso-CTC:
-
epi-Isochlortetracyclin
- ESI:
-
Electrospray Ionisation
- FAL:
-
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft
- FEDESA:
-
Federation Européenne de la Santé Animale
- FG:
-
Frischgewicht
- HPLC:
-
High Performance Liquid Chromatography
- iso-CTC:
-
Isochlortetracyclin
- ISTD:
-
interner Standard
- KGW:
-
Körpergewicht
- keto-epi-CTC:
-
Ketoform des epi-Chlortetracyclins
- LC-MS / MS:
-
Flüssigchromatographie / Tandem- Massenspektrometrie
- LEJ:
-
Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd
- MS:
-
Massenspektrometrie
- MS2 :
-
Tandem-Massenspektrometrie
- MRL:
-
Maximum Residue Limit
- MHK:
-
Minimale Hemmstoffkonzentration
- MUNLV:
-
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-West-falen
- n:
-
Anzahl der Messwerte
- N4-SFD:
-
N4-Acetylsulfadiazin
- N/F:
-
nicht nachgewiesen (not found)
- NWG:
-
Nachweisgrenze
- OTC:
-
Oxytetracyclin
- PDA:
-
Photodiodenarraydetektor / detektion
- PAK:
-
polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
- PCB:
-
polychlorierte Biphenyle
- SFD:
-
Sulfadiazin
- SPE:
-
Solid Phase Extraction
- SRM:
-
Selective Reaction Monitoring
- TC:
-
Tetracyclin
- TIC:
-
Totalionenstrom
- TM:
-
Trockenmasse
- TMP:
-
Trimethoprim
- UFT:
-
Zentrum für Umweltforschung und Umwelttechnologie,Universität Bremen
- W:
-
Wiederfindung.
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Grote, M., Schwake-Anduschus, C., Stevens, H. et al. Antibiotika-Aufnahme von Nutzpflanzen aus Gülle-gedüngten Böden – Ergebnisse eines Modellversuchs. J. Verbr. Lebensm. 1, 38–50 (2006). https://doi.org/10.1007/s00003-006-0008-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00003-006-0008-3